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Ulis Buchseite

Die Krähe




Vorwort



(Das Vorwort kann man lesen, muss man aber nicht unbedingt.)



Dieses Buch ist für meine Enkelkinder Marek, Melina und Ludwig und für alle, die vielleicht noch dazukommen.

Das Buch hat zwei Teile.
Im ersten Teil wird eine Geschichte erzählt, von den Abenteuern dreier Freunde, die ein Geheimnis miteinander verbindet.
Im zweiten Teil lädt das Buch zum Mitmachen ein und Du kann selbst ein kleines Abenteuer erleben.
Es geht um das gute Ende der Geschichte und die Sicherheit des Dorfes Nemitz. Du musst Rätsel lösen, Hinweise verfolgen und Du musst rund um Nemitz handeln, um das Geheimnis zu ergründen und die letzte Aufgabe der drei Freunde zu erledigen.

Ich wünsche Dir viel Spaß und viel Spannung mit diesem Buch!

Ich danke Martina, der besten Ehefrau von allen, die mich in gedankenschweren Minuten ertragen musste, wenn ich beim Essen, oder sonst wann, in Ideen zu diesem Buch versunken bin und plötzlich zum Notizbuch griff, um meine Ideen zu notieren.
Einige Ideen für mein Buch habe ich schon erzählt, bevor ich es geschrieben hatte. Nun bereue ich es ein wenig. Damit habe ich mich selbst unter Druck gesetzt.

Am meisten bin ich darauf gespannt, ob Euch das Buch gefällt.


Uli
(Opa)
Nemitz, im Februar 2022


Einleitung



(Solltest Du lesen, könnte etwas drin stehen, was Du später brauchen könntest.)



Geheimnisse lassen sich manchmal ergründen.
Alte Geschichten, Märchen, Sagen und Legenden, erzählen uns etwas aus der vergangenen Zeit. Manchmal können wir aus ihnen etwas lernen, einige bewahren Wissen über alte Bräuche und das Zusammenleben der Leute, manche sind spannend und geheimnisvoll.
Unser Leben ist spannend, auch ohne Smartphone und X-Box.
Draußen, in der Natur, gibt es viel zu sehen, zu entdecken und zu erleben. Eine verwitterte Baumwurzel sieht manchmal wie ein Drache aus, der aus vergangenen Zeiten am Wegesrand sitzt. Die Wälder und die Heide um Nemitz sind ein riesiger Spielplatz. Du musst ihn nur entdecken. Eine Landkarte kann dir helfen, die richtigen Plätze zu finden. Mit einem bisschen Fantasie erlebst Du da draußen Abenteuer.

"Das Leben können wir nur rückwärts verstehen, aber leben müssen wir es vorwärts."
Es ist zumindest gut, wenn wir manchmal zurückblicken, rückwärts also. Mit einem bisschen Mühe kommt dann auch Licht in die Vergangenheit.
Oft müssen wir Entscheidungen treffen. Meist kannst Du nicht nur zwischen ja oder nein entscheiden, sondern hast mehrere Möglichkeiten. Weil es nie ein richtig oder falsch gibt, stellt sich erst später heraus, ob Du gut ausgewählt hast. Zum Glück kann man nicht so gut gewählte Wege an der nächsten Abzweigung verlassen und Lebensweg ändern.
Das Leben ist ein Abenteuer.


Copyright by
Ulrich Constabel
Nemitz 7, 29494 Trebel


Drachenfeuer



Die Unnererdschen

Es war einmal, lange, sehr lange vor unserer Zeit, als es noch Zauberer, Hexen und Drachen gab, die Menschen mit ihrem Vieh zusammen in ihrem Haus wohnten und in der Küche auf einem offenen Feuer gekocht wurde. Da machten sich zwei Freunde auf, um Abenteuer zu bestehen.

An diesem Abend war es angenehm warm, die Sonne ging in einem blutrotem Himmel unter und Mücken tanzten in der warmen Sommerluft.
Die Unnererdschen waren noch in ihren Häusern unter der Erde, wo es angenehm kühl war. Die Öffnungen zu den mächtigen Höhlen waren kaum zu sehen. Kleine, schräge Dächer, gebaut aus Baumstämmen und Ästen, über die Zweige und Moos gelegt war, verdeckten die Eingänge.

Nur die Freunde Ehcard und Flow, waren draußen, sie lagen im Gras einer Lichtung mitten im Wald. Die Unnererdschen hatten hier einige Bäume gefällt und so einen runden Platz frei gemacht. Das war der Dorfplatz, auf dem sie sich abends, nach dem Einbruch der Dämmerung trafen. Dort hatten sie einen Feuerplatz und konnten heimlich zusammen sein und feiern, so dass die Menschen sie nicht sehen konnten.

Die Unnererdschen waren ein eigenes Volk. Sie sahen aus wie Menschen, sprachen wie sie und aßen die selben Speisen. Aber sie wurden nicht größer als die Kinder der Menschen, vielleicht nur 1 Meter. Die ganz großen unter ihnen wurden vielleicht 1,10 Meter oder 1,20 Meter groß. Deswegen nannten manche Menschen sie auch die Kinder des Waldes.
Ihre Kinder waren von den Alten kaum zu unterscheiden. Sie hatten lockige Haare, kleideten sich mit Pluderhose, Hemd und Weste. Sie trugen aber nie Socken und statt der Schuhe trugen sie Lederlappen an den Füßen.

Ehcard und Flow wollten nicht immer nur bei Dunkelheit auf der Lichtung sein. Nein, sie wollten auch die Sonne auf ihrer Haut und den Wind in ihren Haaren spüren. Ihre Eltern hatten es ihnen verboten, die Höhle bei Tageslicht zu verlassen. Aber das war den Jungs heute egal.
Flow drehte sich zu Ehcard: "Erzähl mir die Geschichte vom Kampf mit dem Drachen, den dein Vater getötet hat!"
"Wie oft soll ich sie dir noch erzählen?", meinte Ehcard gelangweilt. "Du kennst sie so gut wie ich, Flow."
"Dann laufen wir zum Drachenberg, komm mit!", forderte Flow seinen Freund auf.

Flow war 8 Jahre alt und Ehcard war 9. In dem Alter waren sie schon so groß wie die Alten. Ehcard war der vernünftigere von beiden.
Er winkte ab. "Nein, das geht nicht, wir können nicht bei Tageslicht den Wald verlassen und uns so dicht an das Menschendorf wagen. Das ist gefährlich!"
"Auja, lass uns Gefahren bestehen!", rief Flow.
Und ehe Ehcard etwas sagen konnte, war Flow schon aufgesprungen und zum Waldrand gelaufen.
Ehcard rannte hinter ihm her. "Flow, pass auf, dass draußen keine Menschen sind. Du wirst unser Volk verraten, wenn sie dich sehen!"


Die Gefahr

Sie standen am Waldrand und schauten über die Heide und den Wald.
"Riechst Du das auch, Flow?", wollte Ehcard wissen.
"Ja!", meinte Flow.
"Und siehst Du den Rauch? Dort hinten, wo die Straße nach Trebel führt, steigt er auf."
Aus der Ferne hörten die Freunde lautes Knistern und das Krachen von umfallenden Bäumen.
"Das muss ein riesiges Feuer sein, bestimmt brennt der Wald!"
"Das Feuer muss direkt am Drachenberg sein!" Plötzlich ging ein Rauschen durch die Luft, das von mächtigem Donnern unterbrochen wurde, und Blitze zuckten durch die Luft. Dicker Rauch stieg auf, brannte in den Augen der Freunde und machte ihnen das Atmen schwer.
Flammenlicht erhellte die Dämmerung, die über der Heide lag. Die grellen Blitze blendeten sie so sehr, dass sie für mehrere Augenblicke nichts sehen konnten. Doch dann bemerkten sie etwas. Irgendein Wesen flog hin und her, über dem Wald zwischen Trebel und Nemitz. Es spuckte Flammen auf die Bäume und setzte sie in Brand. Die dicken Rauchschwaden trieben langsam durch die Luft und Asche rieselte auf sie herab.
"Hast Du das gesehen?", rief Ehcard seinem Freund zu.
Flow staunte und war starr vor Schreck: "Was war das?" Verzweiflung war aus seiner Stimme zu hören.
"Das war ein Drache!", antwortete Ehcard unerschrocken. "Ich werde ihn beruhigen müssen. Warum ist er nur so wütend? Wenn er nicht auf mich hört, werde ich etwas unternehmen müssen!"
Flow schaute ihn entsetzt an. Dann rief Flow: "Wir müssen zuerst die Menschen in Nemitz warnen! Das Feuer kommt direkt auf das Dorf zu!"
Ehcard zuckte zusammen: "Menschen sind schlimmer als Drachen! Wenn wir ins Dorf laufen, sind wir verraten! Flow, überleg doch mal!" "Ja, aber wenn wir die Dorfbewohner nicht aus den Häusern rufen, bemerken sie das Feuer nicht rechtzeitig und das Dorf wird mit allem was dazu gehört niederbrennen. Sie sitzen bestimmt alle in ihren Küchen und essen Abendbrot, oder bringen die Kinder zu Bett.", gab Flow zu bedenken.
"Du hast recht! Wenn der Drache über dem Dorf Feuer spuckt, sitzen die Menschen in der Falle.", stellte Ehcard fest.


Unter Menschen

Die Jungs rannten los und trafen nach wenigen Minuten in Nemitz ein.
Ehcard lief zum Dorfplatz, wo die Glocke in einem Holzturm aufgehängt war. Er sprang hoch, hängte sich an das Glockenseil und ließ die Glocke läuten.
Flow lief die Straße entlang und rief: "Feuer, Feuer, der Wald brennt! Nemitz ist in Gefahr!"
Die Leute kamen zur Straße. Flow und Ehcard erzählten, was sie gesehen hatten. Die Dorfbewohner wollten den Jungen nicht glauben, als sie vom Drachen hörten.
Der Bürgermeister beugte sich zu Ehcard herunter und brüllte: "So ein Quatsch! Es gibt schon lange keine Drachen mehr. Wahrscheinlich habt ihr mit Feuer gespielt und jetzt wollt ihr Euch nur rausreden! Und wer seid ihr überhaupt? Ihr seid doch Unnererdsche."
Mit seinen kräftigen Händen wollte er Ehcard an den Armen packen. Ehcard drehte sich blitzschnell weg, duckte sich und entkam den Pranken. Er warf sich zu Boden und rollte sich zwischen den Beinen des Angreifers durch. Dann liefen die Jungs los.
Der dicke Bürgermeister schlappt hinter ihnen her. Er war schon nach wenigen Metern außer Atem und schnaubte wie eine Luftmatratze, wenn du die Luft ablässt. Dann hob er seine Fäuste drohend in die Höhe und rief den beiden etwas hinterher.
Sie waren schon weit voraus und konnten nicht verstehen, was er rief.


Ehcard und Flow

Sie liefen auf der Straße in Richtung Trebel, bogen hinter der Pferdewiese nach rechts ab und gingen hinter den Hofweiden in Richtung des Wacholderwaldes. Auf halbem Weg bogen sie nach links ab, dort, wo hinter dem kleinen Wald eine Allee zu der Stelle führt, wo heute die Schafställe stehen.
Im Schutz der Bäume blieben sie stehen. Ehcard und Flow überlegten. "Können wir den Drachen bezwingen?", fragte Flow und ging in die Hocke.
Ehcard kniete sich neben ihn. "Ich weiß noch nicht wie, aber ich bin dazu bestimmt!"
Flow nickte: "Wir müssen versuchen, ihn aufzuhalten, wenigstens für ein paar Minuten, damit die Menschen mit ihrem Vieh fliehen können."
"Vielleicht können wir ihn unschädlich machen, bevor er noch mehr Bäume anzündet oder das Dorf erreicht.", meinte Ehcard. "Wir schleichen voran und wenn er über uns ist, lenken wir seine Aufmerksamkeit auf uns. Wir werfen ihn mit Steinen ab. Dann wird er landen und am Boden kann ich ihn bezwingen."

Doch als Flow und Ehcard den Weg entlangschlichen und am Ende des Waldes angekommen waren, bemerkte sie der Drache. Er flog direkt auf sie zu und brüllte ein furchtbares Brüllen. Die Augen glühten und der Atem des Drachen stank nach Teer und faulem Wasser.
Flow ging in Deckung, doch Ehcard trat hinaus auf die Wiese. Er griff mit beiden Händen eine Weidenstange, die der Schäfer hier liegenlassen hatte und klemmte sie sich fest unter den Arm. So stand er da, wie ein Ritter mit seiner Lanze.
Der Drache flog eine Kurve, kam tief herunter und dann direkt auf ihn zu.
"Oh nein, er landet nicht. In der Luft könne wir nichts gegen ihn ausrichten.", dachte Ehcard.
Mutig stellte er sich aufrecht und wartete, bis das Biest direkt vor ihm war. Ehcard machte blitzschnell einen Schritt zur Seite und stieß dem Drachen das vordere Ende der Stange mit aller Kraft in die Seite. Er rammte der Bestie die Stange so stark gegen die Rippen, dass ein Krachen zu hören war. Durch die Wucht des Aufpralls splitterte die Weidenstange sogar und das vordere Ende brach ab. Ehcard spürte einen Stoß durch seinen Körper gehen und die Holzsplitter flogen ihm ins Gesicht. Er wurde nach hinten geschleudert und krachte mit dem Rücken auf den Boden. Für einen Moment bekam er keine Luft mehr, musste sich kurz erholen.
Flow sprang wie ein Wolf aus der Deckung hervor, um seinen Freund vor einem erneuten Angriff zu schützen.
Der Drache hatte nicht damit gerechnet, dass so ein kleiner Mann den Mut haben kann, sich ihm entgegen zu stellen. Schwer getroffen brüllte er ein Jammern aus, stürzte ab und überschlug sich. Einige Meter weiter blieb er auf dem Bauch am Boden liegen. Das Maul war etwas geöffnet und bei jedem Atemzug stieg Rauch daraus hervor.
Ehcard rollte sich auf den Bauch, griff in seine Hosentasche, holte den Stein heraus, den er immer bei sich getragen hatte, stand auf und lief zum Drachen.
Flow schaute auf. "Was machst Du? Du bist verrückt geworden!", rief er.
Ehcard rannte so schnell er konnte. Aber bei dem Versuch, über einen kleinen Graben zu springen, der ihn noch vom Drachen trennte, stolperte er und stürzte ins Wasser.
Als er sich wieder aufrichtete, waren seine Sachen klatschnass und seine Haut war von Matsch und Schlamm bedeckt. Er suchte nach dem Stein. Doch der war direkt vor das Maul des Drachen gerollt.
"Zum Glück ist er nicht im Schlamm versunken." , dachte Ehcard.
Flow hatte Ehcard beobachtet und rief: "Geh nicht vor sein Maul, bleib an seiner Seite. Pass aber auf seinen Schwanz auf. Damit könnte er um sich schlagen!"
Vorsichtig, langsam, Schritt für Schritt näherte sich Ehcard der Bestie. Als er sich vor dem Maul hinkniete, um den Stein aufzuheben, öffnete der Drache plötzlich seine Augen. Sie leuchteten wie die Glut eines Feuers. Die Bestie sog tief Luft ein und im Maul erkannte der Junge schon ein kleines Feuer. Er wusste, was das bedeutete. Gleich würde der Drache seine heiße Flamme spucken, die alles verbrennt, was ihr in die Quere kommt. In Ehcard stieg furchtbare Angst auf. Am liebsten wäre er weggelaufen. Aber dann würde der Drache entkommen. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und hob den Stein auf. Jetzt musste er schnell handeln.
Es gab nur einen Weg, den Drachen zu besiegen. "Ich muss Tatzel den Stein in den Rachen stopfen."
Zu spät. In dem Moment atmete die Bestie aus. Ein furchtbares Rauschen war zu hören, das lauter war, als Flows Rufe. Und dann kam das Feuer aus dem tiefen Schlund des Drachen. Ehcard stand mitten in den Flammen.
Flow schrie und dachte schon, dass er seinen Freund verloren hätte. Aber als die Flamme erlosch, stand Ehcard immer noch da, mit einem zum Wurf erhobenen Arm und dem Stein in der Hand. Die Bestie hatte noch das Maul geöffnet und Ehcard nutzte das aus. Er ging einen Schritt nach vorn und stopfte der fiesen Bestie den Stein in den Rachen.
Danach sackte der Junge zusammen, setzte sich auf den Po und drückte sich erschöpft mit den Füßen und den Händen nach hinten. So konnte er einen Abstand zum Drachen schaffen und beobachten, ob der sich noch rührte.


Opa

Großvater schaute vom Buch auf und blickte Onno lange an. Dann fragte er: "Weißt du Bescheid, über Drachen?"
Onno schüttelte den Kopf.
"Früher gab es viele Drachen. Die Ritter hatten Drachen auf ihren Wappenschilden und Städte wurden nach Drachen benannt. Märchen erzählen von ihnen und in Sagen kommen sie vor. Es gibt Heldengeschichten von Roland, Siegfried von Xanten in den Niebelungen-Erzählungen und Georg dem Drachentöter und vielen anderen, die Drachen besiegt haben sollen.
Sogar in der Bibel steht etwas über Drachen geschrieben.
Manche Leute meinen, dass Drachen riesig wären. Aber das stimmt gar nicht.
Lindwürmer waren die Kleinsten. Sie sahen aus wie Schlangen mit großem Kopf. Manche konnten Feuer speien, wenn sie wütend waren. Andere hatten Giftzähne. Meist lebten sie in Erdlöchern und warteten, bis Beute an ihrer Höhle vorbeikam. Dann schlängelten sie sich hervor und schlugen zu. Sie waren bis etwa 2 Meter lang und hatten keine Beine und keine Flügel.
Wyver hießen die zweifüßigen Drachen. So einen hatten Ehcard und Flow bekämpft. Statt der vorderen Beine hatten Wyver Flügel aus Haut. Wenn sie die Flügel einklappten, ragten ihre Ellenbogen nach unten. Je eine Kralle war ihnen aus den Ellenbogen gewachsen. Damit konnten sie am Boden kriechen und ihre Beute festhalten. Die meisten konnten auch Feuer spucken. Die meisten hatten auch Giftzähne. Im Gegensatz zu den vierbeinigen Drachen waren sie schlecht gelaunte Wesen, böse und angriffslustig. Sie hatten einen riesigen Hunger. Auf ihren Streifzügen machten sie Jagd auf Wild und Schafe, aber auch Rinder und Fohlen gehörten zu ihrer Beute.
Wyver wurden kaum größer als 3 bis 3,50 Meter.
Im Wappen der Stadt Munster, die gar nicht weit entfernt ist, befindet sich ein Wyver unter einem Schwert.

Die echten Drachen hatten 4 Beine und 1 Paar Flügel, also 6 Gliedmaßen. Sie wurden nicht größer 4 Meter. Sie waren schlau, aber f riedlich. Eigentlich mochten sie die Menschen. Viele von ihnen konnten sogar sprechen. Sie versuchten, sich Schätze in ihrer Höhle zu sammeln. Nach Gold waren sie ganz wild und überfielen Burgen und Schlösser, um das Gold zu stehlen. Wenn sie nicht in die Schatzkammer gelangen konnten, entführten sie manchmal ein Mädchen aus der Stadt, damit der König ihnen das Gold bringt, um das Mädchen frei zu kaufen. Meist kam ein Ritter, um den Drachen zu töten und das Mädchen zu befreien. Als Belohnung sollten die mutigen Ritter den Drachenschatz behalten dürfen. Aber auf den Schätzen lag ein Fluch. Wer einen Drachen besiegte und sich seinen Schatz nehmen wollte, würde selbst zum Drachen werden."
Der berühmteste unter den echten Drachen war Arassas.

"Opa, lies weiter!" sagte Onno ungeduldig.


Ehcard und Flow

"Ehcard, bist du verletzt?" rief Flow voller Sorge.
"Nein, meine nassen Sachen und der Schlamm auf meiner Haut haben mich vor den Flammen geschützt."
Inzwischen war Flow zu seinem Freund gelaufen und dann umarmten sie sich voller Freude. Als sie zu dem Drachen sahen, bemerkten sie, dass er zu sich kam. Sie rechneten mit einem Angriff. Der Drache hustete und würgte und versuchte, so den Stein aus dem Hals zu bekommen. Er schüttelte sich und riss dabei sein Maul weiter auf, aber er konnte ihn nicht loswerden. Dann stützte er sich röchelnd hoch, breitete die Flügel aus und versuchte, sich mit schwachen Flügelschlägen in die Luft zu erheben.
"Tatzel versucht, zu fliehen.", erkannte Ehcard.
Der Drache benutze seine Beine, um sich auf der Erde nach vorne zu drücken. So kroch er vorwärts. Der magische Stein hielt ihn am Boden. Sein Schwanz schleifte über die verbrannte Erde und sein Kopf sank immer wieder auf den Boden. Sein Maul schlug dabei auf die Erde und manchmal blieb es an einem Erdhügel hängen, so dass sich der Drache fast überschlug. Im Boden entstand eine tiefe Schleifspur, die du heute noch sehen kannst.
Er war noch in Sichtweite, als Ehcard seinem Freund zurief: "Ich folge dem Drachen. Ich bringe es jetzt und gleich zu Ende! Lauf du nach Hause und hole unser Volk zusammen. Ihr müsst den Menschen bei der Bekämpfung des Feuers helfen, allein schaffen sie es nicht, die Flammen zu löschen und Nemitz zu retten."
Flow trennte sich nicht gern von seinem Freund. Eigentlich wollte er ihn im Kampf gegen den Drachen nicht allein lassen.
"Mach dir keine Sorgen", sagte Ehcard, "der Drache ist schon schwach und wird müde. Mein magischer Stein wird ihn gleich für immer in einen ewigen Schlaf bringen."
Wer sollte den Menschen Hilfe bringen, wenn Flow bei seinem Freund bleiben würde? Er nickte Ehcard kurz zu und rannte los. Aber Flow lief nicht nach Hause. "Ich rufe die Hilfe auf meine Art", dachte er.


Ehcard

Ehcard bemerkte, dass der Drache immer mehr von seiner Kraft verlor und schließlich liegen blieb. Er wollte ihm folgen, merkte jetzt aber, dass auch er müde wurde. Er war plötzlich erschöpft und seine Arme und Beine fühlten sich schwer an. Ehcard fragte sich, was mit ihm geschehen war. So etwas hatte er noch nie gespürt. Lag es vielleicht daran, dass er den magischen Stein nicht mehr selbst trug? Er schaute an sich herab. Als er seine Hände anschaute erkannte er, dass er am Rücken der rechten Hand einen Riss hatte. Aus der Wunde tropfte ein wenig Blut. Die Haut am Rand des Risses war grau-schwarz verfärbt. Er wusste es sofort. Das war kein Dreck. Er musste sich die Haut an einem Drachenzahn aufgerissen haben, als er Tatzel den Stein in den Rachen geschoben hatte. Bestimmt hatte er Drachengift in die Wunde bekommen.
Sein Vater, der ein Nehcard-Regeis war, hatte ihn davor gewarnt. Ehcards Ausbildung war noch nicht beendet, als sein Vater ihm den magischen Stein übergeben hat: "Der Stein wird den Drachen auf ewig an dich binden. Dann wirst du ein Retüh sein. Aber hüte dich vor seinen scharfen Giftzähnen! Wenn er dich damit erwischt, dann fällst du in den ewigen Schlaf. Nur die Blätter des Gundermann können dich retten."
Ehcard seufzte, ach, hätte er seinen Freund Flow nicht weggeschickt. Wer konnte ihm jetzt noch helfen? Seine Augenlider wurden ihm schwer. Er konnte die Augen nicht länger offen halten. Dann schlief er ein.


Flow

Flow hatte das Dorf Nemitz erreicht, als hinter ihm das giftig-grüne Licht seinen Weg erhellte. Er hielt kurz an, drehte sich um und schaute über die Heide. Hatte Ehcard den Wyver bezwungen? Er wusste nicht, was das Licht bedeutete. Gerade wollte Flow seinen Weg fortsetze, als ein noch helleres Licht über der Heide aufstieg. Zuerst war es schmal und reichte fast bis zu den Sternen, breitete sich dann aus und sah aus wie ein riesiger Schirm. Der Rand des blauen Lichts reichte um ihn herum und Flow fühlte sich plötzlich mit seinem Freund eng verbunden.
"Ist das Licht nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Werde ich Ehcard wiedersehen?", dachte er.
Dann sah es so aus, als würde sich der Lichtschirm am Himmel zusammenziehen, ehe er wie ein Pfeil nach unten sauste. Der Waldbrand wütete immer noch und wurde vom Wind direkt auf das Dorf zugetrieben. Flow erkannte die Flammenfront, die nun direkt zwischen ihm und seinem Freund war. Flow atmete tief durch. Traurig drehte er sich um und lief weiter zum Dorf. Er musste zuerst seine Aufgabe erfüllen, bevor er Ehcard suchen könnte.
Die Nemitzer Dorfbewohner hatten sich in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe zog mit den Kindern und dem Vieh, Kühe, Ziegen und Schweine, in Richtung Groß Breese. Die Alten und die kleinen Kinder fuhren auf Kutschen mit. Die zweite Gruppe hatte Schaufeln und Eimer dabei. Die Männer, Frauen und älteren Kinder zogen dem Feuer entgegen. Flow sah sich die Menschen an. Einige hatten Angst. Die meisten schauten entschlossen zum Kampf nach vorn und gingen mit langen Schritten und erhobenem Kopf zur Heide. Die Eimerträger bildeten eine lange Reihe. Einer blieb am Brunnen stehen, füllte seinen Eimer und tauschte ihn dann gegen den leeren Eimer seines Vordermanns. Der tat es genauso mit seinem Vordermann und so weiter. Der volle Eimer wurde dabei nach vorn durchgereicht. Weitere Eimer folgten. Mit dem Wasser machten die Menschen die Strohdächer der Häuser nass, damit sie von der umherfliegenden Glut nicht angezündet werden.
Flow nickte den Eimerträgern zu, als er an ihnen vorbei kam. Als er die Schaufelträger sah, schüttelte er den Kopf.
"Es sind zu wenig Leute. So werden die Flammen über sie hinwegfegen und bald das Dorf erreichen", dachte er.
Es gibt keine andere Möglichkeit, ich muss meinen Wolf zu den Unnererdschen schicken. Er muss sie holen, damit sie helfen, die Menschen und ihr Dorf vor den Flammen zu retten.
Flow spannte die Muskeln im ganzen Körper an, legte die rechte Hand auf das Zeichen, dass er auf der Haut oberhalb seines Herzens trug, und schaute in den Abendhimmel. Dann sprach er die geheimen Sätze, die schon sein Vater kannte und auch sein Großvater, dessen Vater und so weiter. Es dauerte nicht lange, dann hörte er das Wolfsgeheul in der Ferne. Er schickte seinen Wolf Beo


Die Unnererdschen

Die Unnererdschen hatten ihre Höhlen im Wald, östlich von Nemitz.
Wenn du die Dorfstraße in Nemitz entlang gehst, vor dem Dorfplatz nach links in den Sandweg einbiegst und hinter dem letzten Haus der Menschen nach rechts gehst und dem Waldweg lange folgst, erreichst du das Dorf der Unnererdschen. Zuerst kommst du an einer Wiese vorbei, die links zwischen zwei Wäldern liegt. Auf der rechten Seite beginnt dort die Heide. Dort, wo ein Stück weiter des Weges auf der rechten Seite ein kleiner Wald steht, gehst du nach links. Dort kannst du die Eingänge zu den Höhlen der Unnererdschen finden.
In ihren Höhlen sind sie vor Feuer sicher. Die Flammen gelangen nicht in die Tiefe. Wenn das Volk die Höhlen verlassen will, kann es auch einen der Notausgänge nehmen, die oft viele Kilometer entfernt sein können. So kann das Volk des Waldes durch die geheimen Tunnel entkommen, ohne dass die Angreifer etwas merken, oder unter dem Flammenmeer hindurch wandern und nach draußen gelangen, um gegen Feinde oder Flammen zu kämpfen.
Das Volk war noch in den Höhlen. Es war noch zu früh für sie, um nach oben zu kommen. Vom Feuer hatten sie noch nichts bemerkt. Untern war es angenehm kühl, die Luft war frisch und sie hatten genug zu essen und zu trinken, um mehrere Wochen unten bleiben zu können. Das waren keine engen Gänge, durch die man kriechen musste, und keine kleinen Räume, in denen man sich nicht bewegen konnte. Nein, die Gänge waren breit wie Straßen und die Wohnungen hatten jede eine Halle und mehrere Zimmer. Der unterirdische Dorfplatz war bestimmt so groß wie der Marktplatz in deiner Stadt. Überall hingen Laternen. Mit Spiegeln lenkten die Unnererdschen das Licht in alle Winkel ihres unterirdischen Reichs.
Flows Vater Artur erkannte sofort, was der schwarze Wolf von ihm wollte, als er leise bellend um ihn herumschlich.
"Aha, Flow hat dich geschickt. Er ruft das Volk unter der Erde zu sich."
Der schwarze Wolf bellte und fiepte, duckte sich, richtete sich auf, wedelte mit dem Schwanz und schlängelte sich um Flows Vater. Jeder, der das beobachten konnte, wusste gleich, dass der Wolf dem Mann eine Nachricht überbrachte. Nur niemand außer Flow und seinem Vater konnte den Wolf verstehen. Artur lief sofort zum Ältesten des Volkes und erklärte, was geschehen war. Der Älteste ließ die Glocken läuten. Sie waren das Zeichen für einen Feuereinsatz. Die Älteren und die schon fast erwachsenen Kinder ab 8 Jahren liefen die Fluchttunnel entlang zum Notausgang. Sie hatten Feuerklatschen und Rauchhauben dabei. Der schwarze Beo-Wolf und Artur führten die Gruppe an.


Flow

Flow blickte in die Ferne, aber er konnte die Leute seines Volkes noch nicht sehen.
"Hoffentlich kommen sie noch rechtzeitig und hoffentlich können sie gemeinsam mit den Menschen das Feuer besiegen", dachte Flow.
Als er sich umdrehte, stand plötzlich der Bürgermeister vor ihm. Flow hatte ihn gar nicht gehört und bekam einen Riesenschreck. Er hätte ja alles erklären können, aber er brachte keinen Ton heraus. Der Bürgermeister griff ihn mit seinen großen Händen am Hemdkragen und riss ihn hoch. Flow strampelte mit den Beinen und versuchte die Arme des Mannes mit seinen Händen auseinander zu drücken. Er hatte keine Chance. Das Hemd zog sich an seinem Hals eng zusammen. Ihm wurde schwindelig. Der Bürgermeister schrie ihn an. Bei jedem Wort flog Spucke aus seinem Mund und in Flows Gesicht. Flow ekelte sich. Doch er konnte seinen Kopf nicht wegdrehen. Das war jetzt aber nicht das Problem. Er konnte auf die Vorwürfe des Mannes gar nicht antworten. Die Luft wurde ihm am Hals abgedrückt.
Der Mann dachte doch tatsächlich, dass Flow das Feuer gelegt hätte.
"Du Unnererdscher", schrie er immer noch. "Dein Volk bringt uns nur das Böse und Zerstörung!"
Flow wollte protestieren, aber er brachte keine Ton heraus. Hilflos zappelte er mit den Füßen in der Luft. Wenn jetzt sein Wolf käme, dann …
Nein, das dürfte nicht passieren. Wenn der Wolf fühlt, dass er in Not ist, dann würde er kommen und ihn befreien. Er würde den Bürgermeister zu Boden reißen. Wahrscheinlich würde der Mensch dabei verletzt werden.
"Stell Dir vor, was dann passieren würde!", dachte er sich. "Der Bürgermeister würde noch wütender werden. Der Hass der Menschen gegen das kleine Volk würde nur größer werden."
Flow zwang sich, nicht an Beo zu denken. Er war mit ihm eng verbunden. Wenn Flow es wollte, konnte er durch Beos Augen sehen. Beo spürte Flows Gedanken, auch wenn er gerade weit weg war. Doch auch der Wunsch, nicht an seinen schwarzen Wolf zu denken, war ein Gedanke an Beo. Sicher war er jetzt schon unterwegs zu ihm, um ihn zu breifreien. Flow musste sich aus dem Griff des Bürgermeisters befreien, bevor Beo eintrifft. Gegen den kräftigen Man konnte Flow nichts ausrichten. Er konnte nicht sprechen, nichts erklären. Also musste er einen anderen Weg finden. Er hörte auf zu zappeln und mit den Händen an den Armen des Bürgermeisters herumzureißen.
Er schaute den Mann ruhig an. Der Bürgermeister sah im in die Augen. Dann hörte auf, zu schreien und sein Blick wurde freundlicher. Er setzte Flow vorsichtig auf den Boden, hielt ihn aber noch am Arm fest.
"Warum bist du zurück gekommen?", fragte er schließlich. "Du hättest einfach verschwinden, dich in Sicherheit bringen können."
Flow, hustete und atmete schwer. Dabei rieb er seinen Hals. Ehe er antworten konnte, bekam er einen Hustenanfall.
Plötzlich hörten sie von hinten Stimmen. Aus dem Auenland-Wald kamen die Unnererdschen in das Dorf, angeführt von Beo und Flows Vater Artur. Als der Bürgermeister sie erkannte, stolperte er rückwärts und fiel auf den Po. Er rieb sich mit beiden Händen durch das Gesicht und mochte seinen Augen kaum trauen. Noch nie hatte ein Mensch so viele Unnererdsche zusammen gesehen.
Früher, vor vielen, vielen Jahren, vielleicht in der Zeit, als der Urgroßvater des Bürgermeisters noch ein Kind war, lebten die Nemitzer mit den Unnererdschen Seite an Seite. Sie waren nicht direkt befreundet, aber sie achteten sich gegenseitig. Damals nannten die Nemitzer das Volk liebevoll "Kinder des Waldes". Sie wussten, wo sie leben, kannten aber nur die Eingänge zu den Höhlen. Unnererdsche kamen manchmal einzeln, vielleicht mal zu zweit, ins Dorf. Meistens sollen sie nachts nach Nemitz gekommen sein. Die Alten haben erzählt, dass die Unnererdschen den Dorfbewohnern geholfen haben, die dringend Hilfe brauchten. Zuerst halfen sie, auf den Höfen kranke Tiere zu heilen. Dann unterstützten sie auch die Handwerker. Manchmal brachten sie die Arbeit des Schusters, der Schneider oder des Müllers zu ende. Dabei waren sie nicht nur geschickt, sondern arbeiteten auch sehr kunstvoll. Die Nemitzer stellten den Unnererdschen Wurst und Käse auf die Milchbank. Der Imker überließ ihnen Honig und Wachs und der Schäfer hatte wärmende Fälle für sie. Die Unnererdschen hielten sich jetzt schon seit hundert Jahren von den Menschen fern. Damals waren die Höhlen der Unnererdschen unter den Kellerbergen. Die Nemitzer nannten die Berge "Kellerberge", weil dort das "kleine Volk" unter der Erde lebte. Dann kam es wohl zu einem Streit.
Aber das ist eine lange Geschichte, die von jedem anders erzählt wird.
Heute war es an der Zeit, den Menschen zur Seite zu stehen. Sie brauchten jetzt die Hilfe der Unnererdschen. Der Bürgermeister sprang auf und rannte auf Artur, Beo und die anderen zu. Dabei breitete er seine Arme aus, als wollte er alle aufhalten, um das Dorf vor den Unnererdschen zu beschützen. Beo zog seine Lefzen hoch, zeigte seine Zähne und knurrte gefährlich. Artur konnte ihn gerade noch zurückhalten, sonst hätte er sich auf den Bürgermeister gestürzt.
Der stotterte freudig: "Unnererdsche, Kinder des Waldes, ich wusste ja nicht, konnte nicht ahnen, wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich den Burschen hier natürlich nie, also sie wissen schon …!"
Artur hob die Hand. "Wir haben eine große Aufgabe zu erfüllen. Wir sind hier, um Seite an Seite mit den Menschen gegen die Gefahr zu kämpfen, so wie es unsere Vorväter getan haben."
Der Bürgermeister verstand endlich, warum alle gekommen waren. Er führte sie über Meiers Hof zur Heide. Dort war die Flammenfront schon nahe an das Dorf gekommen. Einige Menschen schlugen mit Schaufeln Flammen tot. Andre waren dabei, mit Pflügen, die von Pferden gezogen wurden, den Boden aufzureißen, damit sich dort das Feuer nicht weiter fressen sollte. Der breite Schutzstreifen begann an der Straße nach Trebel und sicherte schon die halbe Front. Plötzlich kam Wind auf. Er blies von nord-west und trieb die gefährliche Feuerwalze dort auf Nemitz zu, wo die Menschen noch keinen Schutzstreifen gepflügt hatten. Die Unnererdschen liefen direkt dort hin. Der Rauch und die Hitze waren unerträglich, aber sie kämpften gegen den Feuersturm. Durch die Wärme über dem Feuer wirbelte die Luft in Säulen nach oben und riss Glut vom Boden hoch und wirbelte sie höher als die höchsten Bäume im Wald. Hinter den Helfern fiel die Glut herab. Die Unererdschen setzten ihre Schutzhauben auf. Sie halfen gegen die Hitze, den Rauch und vor allem schützten sie ihre Haare vor der herabregnenden Glut.
So gelang es ihnen das Feuer mit den Feuerpatschen auf dem Vormarsch zu stoppen. Einige Unnererdsche hatten sich in die Reihe der Eimerträger gestellt waren auf die Bauernhäuser geklettert und gossen das Wasser auf die Strohdächer. So konnte die herabfallende Glut das Stroh nicht entzünden. Artur und der Bürgermeister gingen durch die Reihen und schauten nach, ob alle da waren, oder ob jemand verletzt worden war.
"Wo ist Ehcard?" rief Artur schließlich.
Flow, der gerade damit beschäftigt war, sich den Ruß aus dem Gesicht zu wischen, sprang zu ihm. "Vater, Ehcard ist beim Drachen geblieben!"
Er erzählte die Geschichte von dem Ausbruch des Feuers, dem Wyver Tatzel und dem Kampf.
"Vater, ich habe am Himmel zwei Lichter gesehen. Zuerst ging ein grünes Licht auf und erlosch. Dann habe ich ein blaues Licht gesehen, dass erst zu einem Schirm wurde und sich dann zusammengezogen hat, bevor es in einem dicken Strahl abwärts zum Boden gekracht ist."


Opa

Onnos Opa schaute vom Buch auf, nahm die Brille ab und rieb seine Augen. Es war schon fast dunkel geworden, in Großvaters Wohnzimmer. Onno schaltete die Leselampe ein und sah ihn erwartungsvoll an.
"Nemitz ist vor vielen Jahren fast vollständig niedergebrannt. Nur ein Bauernhof soll stehengeblieben sein. Wann war das Feuer eigentlich?", fragte Opa.
Er wandte sich wieder dem Buch zu und las weiter.


Wo ist Ehcard

"Nun, das hört sich nicht gut an." Sagte Artur besorgt. "Du musst Ehcard suchen. Anna wird dich begleiten."
"Papa, nicht Anna. Ich kann Ehcard auch allein finden. Ein Mädchen kann ich dabei wirklich nicht brauchen."
Artur richtete sich auf und schaute ernst auf seinen Sohn. "Doch!", sagte er knapp.
Flow wusste, Widerspruch hatte jetzt keinen Sinn mehr. Sein Vater meinte es ernst. Da gab es nichts zu diskutieren. Außerdem wollte er jetzt wirklich los.
Anna stand schon neben seinem Vater und schaute Flow entschlossen an. Sie nickte Flow zu und dann rannten beide zugleich los. Sie liefen dorthin, wo er Ehcard mit dem Drachen zurückgelassen hatte.
"Wo wollen wir Ehcard suchen?", fragte Anna.
Flow zeigte die Straße entlang: "Wir gehen zuerst dorthin, wo Ehcard und ich noch zusammen waren. Dort beginnt unsere Suche."
Unterwegs erzählte Flow seiner Begleiterin, was Ehcard und er mit dem Drachen erlebt hatten. Anna hatte ihm mit großen Augen staunend zugehört.
Als sie am Graben ankamen, sahen sie sofort die Schleifspur. Am Ende lag der leblose Drache Tatzel.
Sie näherten sich ihm langsam und vorsichtig, weil er sie vielleicht angreifen könnte. Das war ein trauriges Bild, wie Tatzel dalag, aber sie ahnten, dass der Drache nun nicht mehr gefährlich war. Anna betrachtete das Tier genauer. Aus seinem leicht offen stehendem Maul schimmerte ein grünes Licht. Auch Flow bemerkte es, bevor es im Schlund versank.
"Ich glaube, jetzt ist die Bestie tot", flüsterte er ehrfürchtig.
Er drehte sich um und begann, die Umgebung nach Spuren von Ehcard abzusuchen. Doch dort war nichts. Keine Spur von ihm, verdammt! Flow rief seinen Namen. Vergeblich.
Anna betrachtete immer noch den Drachen und war dabei sehr nachdenklich.
"Der Hals hat eine dicke Beule!", stellte Anna fest.
"Sicher steckt noch immer der Stein in seinem Rachen.", erklärte Flow.
Verzweifelt sah er sich um. Dann fand Flow seinen Freund genau an der Stelle, an der er Ehcard zurückgelassen hatte.
"Anna, hierher! Hier liegt er!"
Anna hatte Ehcard zuerst gar nicht erkannt, weil er mit Schlamm verschmiert war. Sie sprang sofort zu ihm und kniete sich neben ihn. Sie sah sofort seine Verletzung an der rechten Hand. Und sie erkannte an der Verfärbung der Wundränder, dass der Junge Gift in die Wunde bekommen hatte. Ehcard sah furchtbar aus.
Flow kniete neben ihm, sprach ihn an, rüttelte ihn. Noch nie hatte er sich solche Sorgen um seinen Freund gemacht. Noch nie hatte er so etwas erleben müssen. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt.
"Was sollen wir tun?", flüsterte er. Es sieht aus, als würde er schlafen, aber ich kann ihn nicht wecken!"
Anna antwortete nicht. Sie griff nach seinem Arm, drückte ihren Zeigefinger auf die Innenseite des Handgelenks und schwieg.
"Anna, verdammt.", stammelte Flow. "Was machst du? Wir sind hier nicht zum Händchenhalten!"
Sie blickte ihn an. Dann schüttelte sie den Kopf. Ihr sorgenvoller Blick sagte mehr als hundert Worte.
"Was ist los!", wollte Flow wissen.
"Er hat einen sehr langsamen und schwachen Puls.", antwortete Anna.
Fragend schaute er sie an. "Ich prüfe jetzt seine Atmung.", meinte Anna und hielt ihr Gesicht dicht über Ehcards Mund und Nase.
"Fehlt nur, dass du ihn jetzt abknutschst!", spottete er.
"Ich spüre nichts.", sagte sie unbeirrt. "Ich muss versuchen, seine Atmung am Übergang zwischen Brustkorb und Bauch zu tasten!"
Sie riss sein Hemd auf. Flow beobachtete sie genau. Als Anna Ehcards Hemd zur Seite geschoben hatte, zog sie die Hände zurück.
"Ehcard trägt das Zeichen!"
"Ja", erwiderte Flow, "ist das ein Problem?"
Er kannte Ehcards Zeichen und Ehcards Bestimmung. Und Ehcard kannte Flows Zeichen und Flows Bestimmung. Sie hatten sich schon oft mit nacktem Oberkörper gesehen, beim Toben und beim Schwimmen, zum Beispiel.
"Nein", sagte Anna, "Ich wusste ja nicht …"
"Mach schon!", schrie Flow, der sich immer mehr Sorgen um seinen Freund machte. Sie schien ja zu wissen, was zu tun war. Aber nach seinem Geschmack dauert alles so lange. Anna beugte sich wieder vor, legte ihre Handflächen auf Ehcards Bauch und Brustkorb. Nach einem Moment nickte sie zufrieden. Flow atmete erleichtert aus. Anna erklärte ihm, dass Ehcard gleichmäßig und tief atmete.
"Die gute Nachricht ist: Er schläft tatsächlich. Die schlechte Nachricht ist: Wir können ihn nicht wecken. Ich brauche einige Sachen, um ihm helfen zu können.", erklärt sie.
"Wie bitte? Was denn für Sachen?" Flow war ratlos und neugierig zugleich.
"Gundermann, kennst du Gundermann?" fragte sie ihn statt dessen. "Eine Pflanze, die am Rand feuchter Wiesen wächst."
"Klar, ich hole etwas davon."
"Bring eine ganze Rebe mit, aber mit Blüten, wenn es geht.", rief sie ihm nach. Denn Flow hatte sich bereits aufgemacht, zu den Hofkoppeln von Nemitz, mit den saftigen Wiesen.
Er dachte über Anna nach und nun wurde ihm klar, warum sein Vater darauf bestanden hatte, dass Anna mit auf die Suche nach Ehcard geht. "Sie ist eine Heilerin". Anna war so alt wie er und Ehcard.
Die alte Heilerin der Unnererdschen hatte sie in der Kunst des Heilens unterrichtet. Flow fand immer, dass die Alte aussah wie eine Hexe.
"Bestimmt war sie eine Hexe, die war immer so unheimlich.", dachte er. Wenn aber Ehcard nur durch Hexerei gerettet werden könnte, dann wäre er froh, wenn Anna eine wäre.


Anna

Anna blieb bei Ehcard.
Sie zupfte sein Hemd wieder ordentlich zurück. Dann ließ sie ihre Hand über seine Stirn streifen. Fieber hatte er nicht.
"Er ist jetzt wohl ein Regeis", dachte sie. Der Drache ist besiegt, aber was würde nun mit Ehcard werden?" Beim Blick in sein Gesicht bemerkte sie ein Blaues Licht, das aus ihm leuchtete. Ein Licht, wie sie es in Tatzel versinken sah. Moment, das Licht war in Ehcard, aber er lebte. Was hatte es zu bedeuten, wenn das grüne Licht in den Drachen geflossen war. Sie schaute zum Drachen. Dort lag er, Tatzel, der schlecht gelaunte, bösartige Wyver. Was würde sie tun, wenn er aufstehen würde? So mutig wie Ehcard war sie nicht. Sie war keine Kämpferin. Sie war eine Heilerin. Deswegen hatte Artur sie mit Flow auf die Suche geschickt. Flow hatte keine Ahnung, wer sie war.
Anna sorgte sich sehr um Ehcard. Noch nie hatte sie eine solche Heilung vorgenommen. Die alte Hexe hatte ihr einmal erzählt, wie sie es machen könnte.
Sie wusste nicht, wieviel Zeit ihr bleiben würde, bis Flow zurückkehren würde.
Anna fasste sich mit der rechten Hand auf die linke Schulter. Ihren Kopf legte sie in den Nacken. Ihr langes, schwarzes Haar rutsche über ihre Schulter und hing am Rücken herab. Das Mondlicht spiegelte sich sanft darin.
Dann sprach sie leise die Worte, die nur die Heilerin der Unnererdschen kennt. Niemand darf die Worte hören.
Deswegen hatte sie Flow eine Pflanze genannt, die nur weit entfernt wächst, und ihn weggeschickt. So wäre er eine Weile unterwegs und sie konnte ihre Kraft ganz Ehcard widmen.
Sie sprach die geheimen Worte, so wie sie es von der Alten gelernt hatte.
"Mir bleibt keine andere Möglichkeit.", dachte sie, "Ehcard ist schon sehr schwach und ich muss handeln. Er wird sonst in den ewigen Schlaf fallen."
Sie hatte den Spruch schon mehrere Male gesagt und wollte gerade aufgeben. Doch es tat sich etwas. Über Ehcard erschien ein blaues Licht. Es sah aus, wie eine kleine Perle und war aus seinem halb geöffneten Mund aufgestiegen. Als die Perle eine Hand breit über ihm war, explodierte sie geräuschlos, und feine Funken verteilten sich über sein Gesicht.
Plötzlich spannten sich Ehcards Muskeln. Er streckte sich und holte tief Atem, sog gierig Luft ein und öffnete seine Augen.
"Anna?", fragte er.
Dann setzte er sich auf. Er schaute sich suchend um und als sein Blick an Anna vorbei glitt, sah er den Drachen.
"Anna, wir haben ein Problem!", sagte er und zeigte auf den Drachen.
Anna drehte sich um und begriff sofort, was geschehen war. Ihr Spruch hatte nicht nur Ehcard wieder zum Leben erweckt. Der Drache hatte sich aufgerappelt und begann zu husten, bis es ihm gelang, den Drachenstein aus dem Rachen hoch zu würgen und auszuspucken. Ehcard stand auf und rechnete mit einem Angriff.
Der Drache schaute ihn nur an. Dann drehte er sich um und flog mit wenigen Flügelschlägen auf und davon.
Anna und Ehcard schauten ihm staunend nach. So bemerkten sie gar nicht, dass Flow zurückgekehrt war.
"Was habt ihr getan?", schrie er.
Anna hob beide Hände. "Ich muss Euch etwas erklären.", sagte sie. "Ich musste Magie anwenden, sonst wäre Ehcard in den ewigen Schlaf gefallen. Ein Teil der Magie muss dabei auf Tatzel übergesprungen sein!"
"Er hat den Stein herausgewürgt", fügte Ehcard hinzu, "Jetzt ist er wieder frei."
Flow winkte ab: "So, wie es aussieht, hat er erst einmal genug und zieht sich zurück. Ehcard, du hast ihn besiegt!"
Anna flüsterte: "Du bist Ehcard, Retüh und Regeis der Nehcard."
"Und du, Anna," sagte Ehcard feierlich, "du bist eine Heilerin."
Flow klatschte in die Hände.


Zauberblitz




Beos Nachricht

Anna, Ehcard und Flow standen im Dreieck voreinander und legten ihre Hände übereinander. Sie schauten sich ernst an.
"Gemeinsam sind wir stark", sagte Flow.
"Wir sind füreinander da", sagte Ehcard.
Anna ergänzte: "Freunde für immer!"
Noch eine Weile blieben sie bewegungslos stehen und dachten wohl darüber nach, was gerade geschehen war.
Flow regte sich als erster: "Wir haben es noch nicht geschafft! Irgendetwas beunruhigt Beo. Er läuft zum Auenland! Was ist da los?"
Ehcard drehte sich um und schaute in die Richtung, in der das Auenland lag.
"Hat es mit Tatzel zu tun? Ich spüre eine Unruhe in mir, die mit dem Drachen zu tun haben muss. Was hat ihn so aufgeregt, dass er den Wald verbrannt hat?"

Anna schaute ihn verwundert an und fragte: "Hast du jetzt auch noch Mitleid mit ihm? Er hätte dich beinahe umgebracht!"
Ehcard schüttelte den Kopf. "Tatzel ließ sich bisher gut hüten. Über hundert Jahre hat er friedlich geschlafen. Wenn er hungrig ist und Beute sucht, jagt er leise, schlägt seine Beute und bringt sie in seine Höhle. Das heute war anders. Er war aufgebracht und rasend vor Wut. Dafür muss es einen Grund geben."
Anna schaute Ehcard und Flow an. "Dann ist es noch nicht zu Ende?", fragte sie.
Die Jungs nickten zustimmend mit dem Kopf.
"Mein Beo-Wolf ruft mich, ich muss ihm jetzt folgen", stellte Flow fest und ging los.
Ehcard folgte ihm.
Anna verstand gar nichts. "Was soll das heißen, dein Wolf ruft dich? Ich habe nichts gehört."
Sie rannte hinter den Jungs her und holte sie langsam wieder ein. "Hallo, kann mir das mal einer erklären?"
Flow entgegnete: "Das ist eine lange Geschichte. Jetzt nicht!"
Sie gingen vor dem Dorf entlang und kamen an abgebrannten Bäumen vorbei. So nah war das Feuer dem Dorf Nemitz gekommen.
Anna verschlug es die Sprache. Nur noch wenige Meter, dann hätten die Hofwiesen gebrannt.
Die Unnererdschen hatten zuletzt direkt vor dem Feuer gegen die Flammen gekämpft. Die Menschen sind ins Dorf gegangen, um dort zu retten, was sie noch zu retten hatten. Die Unnererdschen waren mit ihren Feuerhauben und den Feuerpatschen einfach besser ausgerüstet, um die Flammen zu besiegen. Einige Menschen schafften mit einer "Eimerkette" immer noch Löschwasser herbei.
Die Unnererdschen ließen sich mit Wasser übergießen, um sich von der Hitze des Feuers abzukühlen und die Asche vom Körper zu spülen.


Opa

Onno blickte seinen Großvater an, weil der aufgehört hatte, zu lesen.
Opa schaute Onno nachdenklich an. "Es geht die Sage um, dass die Dorfbewohner wenige Tage später für jeden Unnererdschen einen Wacholder gepflanzt haben, der geholfen hat, Nemitz zu retten. Den Wacholderpark kennst Du bestimmt."
Onno nickte nur, sah Opa bittend an und zeigte auf die Buchseiten. Also lasen sie weiter.


Auenland

Als die drei den Brandbekämpfern näher kamen wurden sie winkend empfangen.
Aufgeregt berichteten Menschen und Leute ihres Volkes, dass der Drache über sie hinweggeflogen ist.
Der Bürgermeister zeigte zum Auenland und meinte, dass der große, schwarze Hund der Unnererdschen auch dorthin gelaufen wäre.
Flow und Ehcard schauten sich wortlos an. Anna wusste sofort, was in den zweien vorging.
"Okay, ich komme auch mit" sagte sie bestimmt.
Und schon liefen sie los. Menschen und Unnererdsche riefen etwas hinter ihnen her. Aber sie waren schon zu weit weg, um sie noch zu verstehen. Es klang so, als würden sie die Kinder zurückrufen wollen.
Flows Vater, der in der Gruppe stand, rieb sich verzweifelt durch sein Gesicht und rief dann besorgt: "Passt auf euch auf! Hört ihr?"
Sie hörten ihn nicht. Nein, sie würden sich auch durch nichts aufhalten lassen.
"Flow, wo genau ist Beo? Was sieht er?", rief Ehcard seinem Freund zu.
Da blieb Anna stehen und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. "Was soll das? Woher soll Flow wissen, was Beo sieht?"
Die Jungen reagierten nicht darauf und liefen unbeirrt weiter.
Anna schnaubte wütend und lief hinterher.
Dann blieb Flow plötzlich stehen. Anna, war schon ganz außer Atem. Sie hatte nach unten geschaut und sich nur noch darauf konzentriert in dem unebenem Gelände nicht zu stürzen und mit den Jungen mitzuhalten. Dass Flow gestoppt hatte, hatte sie nicht bemerkt und knallte gegen seinen Rücken. Flow krümmte sich und hielt seine Hände vor seine Augen.
"Flow, das tut mir leid! Ich habe nicht aufgepasst", sagte sie.
Flow winkte ab, "es ist Beo, ein Blitz hat ihn geblendet, gerade als ich mit seinen Augen gesehen habe."
"Jetzt verstehe ich, das ist also Flows Bestimmung", bemerkte Anna.
Ehcard wunderte sich: "Woher kommen die Blitze? Flow, als wir Tatzel zum ersten Mal gesehen haben, war da auch Blitz und Donner. Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. Drachen können keine Blitze aussenden."
Flow erholte sich langsam von den Schmerzen in den Augen.
Anna und Flow schüttelten ihre Köpfe und machten deutlich, dass sie sich diese Erscheinung auch nicht erklären konnten.
Anna munterte die beiden anderen auf: "Kommt, wir müssen weiter. Wir werden sehen, was dort vor sich geht!"
Und schon setzten sie ihren Weg fort.
"Beo ist bei der "Baummutter"!", schnaubte Flow. "Er ist in Gefahr, über ihm schwebt etwas!"
"Tatzel, verdammt, hoffentlich kommen wir nicht zu spät!", rief Anna.
Die drei waren von Nemitz in Richtung Groß Breese gelaufen und sind dann direkt hinter dem letzten Haus nach links in den Waldweg gerannt. Diesem Weg sind sie gefolgt und sind wieder nach links abgebogen, und zwar in den Weg der den Wald von einer freien Fläche trennt, auf der Heide und wenige Bäume wachsen. Jetzt mussten sie nur noch ein paar Kurven hinter sich lassen, kamen zwischen zwei Wäldern hindurch und dann würden sie den besonderen Baum, die Baummutter, erreichen, der links am Wegesrand steht. Gegenüber, auf der anderen Wegeseite, befindet sich eine mit Heide und Gras bewachsene Anhöhe.
Die drei wussten natürlich sofort wohin sie laufen mussten. Sie mussten zur Kiefer, in der ein Hexenbesen wuchs.


Opa

Großvater machte eine Lesepause und erklärte: "Hexenbesen werden auch Hexenreiser genannt. Das sind besondere Äste, die in Baumwipfeln wachsen. An diesen Ästen wachsen die selben Blätter oder Nadeln, wie sie auch an den anderen Ästen zu finden sind. Aber sie sind kleiner, wie Miniaturen. Pflanzenzüchter sammeln solche Hexenbesen und ziehen daraus Zwergpflanzen.


Baummutter

Der Baum wurde von den Unnererdschen "Baummutter" genannt.
Vielleicht, weil diese Hexenbesen nur langsam wachsen und immer klein bleiben, so wie die Unnererdschen auch.
Einmal im Jahr, zur Sonnenwende im Juni, feierten die Kinder des Waldes auf der Anhöhe zu Ehren der Baummutter ein Fest. Der Baum war etwas besonderes für das Volk der kleinen Leute. Die Kiefer war ihnen heilig.
Zur Sommersonnenwende, die auf Ehcards 9. Geburtstag folgte, war das ganze Volk der Unnererdschen auf dem Festplatz versammelt gewesen. Sein Vater hatte ihn zur Baummutter geführt und ihm feierlich den Stein der Nehcard überreicht.
Alle stampften dabei mit den Füßen im Rhythmus der Worte seines Vaters: "Ich übergebe den magischen Stein an Ehcard den Retüh der Nehcard. Bewahre ihn gut und verwende ihn weise. So wie ich es getan habe, dein Großvater, dein Urgroßvater und alle unsere Vorväter. Der Stein ist die Macht!"
Anna, Ehcard und Flow näherten sich vorsichtig dem Baum.
Im Wipfel, etwa auf 3 Meter Höhe, stieg Rauch auf. Der Hexenbesen sah braun aus. Feuer war nicht zu erkennen.
"Das war ein kalter Blitz!", stellte Flow fest, "Dabei entsteht kein Feuer."
"Wodurch entsteht so ein Blitz?", fragte Ehcard.
Eine Antwort bekam er nicht. Flow ging vorn und die anderen beiden folgten ihm mit ein paar Metern Abstand. Er schaute am Baum hoch und wurde sehr traurig, so dass er für einen Moment seinen Wolf vergaß. In diesem Sommer, wenn er 9 Jahre als wird, würde sein Vater ihm die Macht über die Wölfe überlassen und ihm den Hammer übergeben.
Plötzlich kam Beo seitlich aus dem Gebüsch und sprang zwischen Flow und seine Freunde. Flow drehte sich zu ihm um.
Beo knurrte ihn an! Das sah sehr gefährlich, ja bedrohlich aus. Er hatte die Nackenhaare aufgestellt, die Leftzen, also seine Oberlippen, hochgezogen und zeigte seine Zähne. Halb geduckt streckte er den Kopf nach vorn.
Anna und Ehcard liefen ein Stück zurück und suchten hinter Bäumen Schutz.
Verdammt, was war nur in ihn gefahren. Flow blieb vor Beo stehen.
"Wo lauert die Gefahr? Zeig es mir!", sagte er leise.
Der Wolf entspannte sich nur wenig.
"Er versteht mich nicht mehr", dachte Flow und legte schnell seine rechte Hand auf das Zeichen an seiner linken Schulter.
Ehcard und Anna sahen jetzt, was los war. Hinter Flow tauchte plötzlich eine schwarz gekleidete Person auf. Sie trug einen langen, weiten Mantel. Die große Kapuze hatte sich die Person über den Kopf und weit bis ins Gesicht gezogen.
Anna hatte sich hinter ein Gebüsch geworfen. Sie lag flach mit dem Bauch auf dem Boden. Vorsichtig und ganz langsam hob sie den Kopf. Sie sah, wie die Person nur wenige Schritte hinter Flow stand.
So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte unter der Kapuze kein Gesicht sehen. Ihr wurde eiskalt zumute und begann zu zittern. Sie zitterte so sehr, dass das Laub um sie herum anfing zu rascheln.
"Hoffentlich hört der Gesichtslose mich nicht", hoffte sie.
Ehcard stand hinter einem dicken Baum und schaute seitlich hervor.
Flow hatte den Gesichtslosen hinter sich noch gar nicht bemerkt.
Beo stand immer noch knurrend vor ihm.
"Beo, mein Freund", flehte Flow.
Der Gesichtslose hielt einen kleinen, eckigen Gegenstand in einer Hand.
Ehcard erkannte die Gefahr, als der Dunkle ihn anhob und damit auf Flow zeigte.
"Flow, Achtung, hinter dir, weg da!", schrie er.
In dem Moment sprang der Beo-Wolf ab und warf sich mit voller Kraft gegen Flows Brust. Der flog rückwärts und blieb ein paar Meter weiter regungslos liegen. Beo klatschte auf den Boden und rutschte durch den weichen Sand. Gleichzeitig zuckte ein Blitz über Flow hinweg, verfehlte auch Beo und krachte mit einem Donnern in den Waldweg.
Der Gesichtslose ging nun langsam und entschlossen auf Flow zu. Das sah so aus, als wäre er sich seines Sieges sicher. Langsam erhob er wieder seine Waffe.
Beo kam auf die Beine, schüttelte sich kurz, lief zu Flow und packte ihn am Bein. Dabei ließ er den Gesichtslosen nicht aus dem Blick. Er zog Flow mit einem kräftigen Ruck hinter eine Baumwurzel. Danach stellte er sich breitbeinig schützend über seinen Freund. Der Gesichtslose stoppte seinen Angriff. Er hatte wohl bemerkt, dass der Wolf niemals aufgeben würde, den Unnererdschen zu verteidigen.
Der schwarze Beo-Wolf war viel größer als ein großer Wolf. Sein Rücken war so hoch, wie Flow groß war, höher als ein Esstisch der Menschen.
Flow kam zu sich und sah die dunkle Gestalt. "Der Sturmreiter", schrie er, "er hat den Hammer des Retüh der Eflöw!"
Der Gesichtslose drehte sich unbeirrt zu Annas und Ehcards Versteck um und ging darauf zu. Er hatte natürlich auch Ehcards Rufen gehört. Wollte er jetzt Ehcard suchen? Anna blickte immer noch zitternd auf den Kapuzenmann. Er kam näher und näher. Hat er sie gesehen? Sie duckte sich tiefer und versteckte ihr helles Gesicht im Laub. Sie konnte ihn nicht sehen, aber seine Schritte spürte sie am Boden. Wie nah war er ihr schon? Plötzlich war da ein markerschütterndes Heulen!
Ehcard sah, dass der Gesichtlose kurz anhielt und seinen Kopf in alle Richtungen drehte.
Beo hatte seinen mächtigen Wolfsruf erschallen lassen.
Dann ging der Kapuzenmann weiter und kam Anna immer näher. Sie hörte schon sein Atmen. Ein schwarzer Stiefel trat zuerst neben ihrem Kopf auf den Waldboden. Der zweite Stiefel traf fast ihre Hand.
"Jetzt hat er mich!", dachte Anna, "ich bin verloren!"
Aber der Kapuzenmann ging einfach weiter, direkt auf Ehcards Versteck zu.
Ehcard presste sich dichter an den Baum und rührte sich nicht. Nur noch zwei oder drei Schritte, dann wäre der Sturmreiter bei ihm.
Anna beobachtete ihn aus ihrer Deckung. Jetzt zielte er mit seiner Waffe auf Ehcard.
"Oh nein, so leicht machen wir es dir nicht, du Monster!", schrie sie, sprang auf und stürzte auf ihn zu.
Als sie gerade hinter ihm war, streckte er blitzschnell seine freie Hand aus und packte sie am Arm, ohne sich umzudrehen. Dann sprach der Sturmreiter Ehcard mit dunkler, düsterer Stimme an: "Gib mir, den Stein der Nehcard, du Wicht! Von nun an werde ich die Nehcard beherrschen. Ich werde Kriege gewinnen, das Land erobern und die Menschen und dein Volk zu meinen Dienern machen!"
Dann lachte er hämisch und siegessicher. "Ha, ha, ha! Mach schon, sonst siehst du deine Freundin nie wieder! Ha, ha, ha!"
Ehcard musste einsehen, dass er nichts tun konnte, als dem Sturmreiter zu geben, was er verlangte.
"Bewahre ihn gut!", hatte sein Vater gesagt.
"Ich habe Papa und mein Volk enttäuscht!", dacht Ehcard.
Dann fasste er sich in die Hosentaschen. Da hatte er ihn nicht. Er suchte in den Westentaschen, fand aber nichts. Klopfte seine Kleidung ab, spürte den Stein aber nicht. Hatte er den Stein etwa verloren? Unmöglich, oder doch?
Der Sturmreiter wurde ungeduldig.
Er schleuderte Anna herum, riss sie nach vorn und hielt ihr den Hammer gegen den Kopf. "Mach schon, Junge! Sonst …", brüllte er.
Ehcard beugte sich zum Waldboden. Dort lag ein Stein. Nicht der magische Stein, nur irgendein Stein, aber er hatte eine Hoffnung. Vielleicht würde der Sturmreiter den Schwindel nicht bemerken, wenn er ihm den falschen Stein gibt. Ja, klar, der magische Stein des Retüh der Nehcard trug das Zeichen. Daran könnte ihn jeder erkennen. Der Mond schien so hell, auch heute Nacht wäre das kein Problem. Ehcard zögerte. Aber was sollte er tun, um Anna zu befreien? So reichte er der schwarzen Gestalt den Stein.
"Gib Anna frei!", schrie er.
Tatsächlich löste der Sturmreiter den Griff um Annas Arm. Sie drehte sich aus seiner Umklammerung und sprang zu Ehcard. Der fuchtelte mit den Armen umher und versuchte den Sturmreiter abzulenken. Er durfte sich den Stein nicht genauer anschauen!
"Ohne Flow können wir nicht weglaufen", sagte er zu Anna, "Wir müssen den Gesichtslosen irgendwie ablenken!"
Als die beiden noch ratlos umhersprangen, hörten sie, wie ein Getrampel immer näher kam.
Es hörte sich an, wie eine Herd galoppierender Pferde. Nein, jetzt wurde es deutlicher. Zu dem Getrappel kamen Geräusche wie Knurren und Bellen hinzu und es kam schnell näher!
"Das Wolfsrudel kommt!", rief Anna.
Wie eine graue Walze aus Stein überrannten sie den Sturmreiter. Es riss ihn um. Und dabei verlor er den Stein und den Hammer. Jammernd rollte er über den Waldboden, kam auf die Knie und Hände und krabbelte wie ein kranker Hund auf allen Vieren zwischen den Bäumen umher. Noch bevor die Wölfe den zweiten Angriff starten konnten, hatte er gefunden, was er suchte. Er steckte den Hammer und den Stein ein, richtete sich auf und stieg mit einem Windstoß, der gerade durch die Bäume pustete, hinauf über die Wipfel der Bäume.
Die Wölfe sprangen noch hoch und versuchten, ihn zu schnappen, verfehlten ihn aber knapp.
Als Ehcard und Anna aus dem Wald kamen und den Weg betraten, sahen sie Flow, der unverletzt war. Er lief lachend mit ausgebreiteten Armen auf seine Freunde zu und war froh, auch sie unverletzt wieder zu sehen. Hinter ihm trottete Beo.
Anna schrie entsetzt: "Flow, der Wolf ist hinter dir? Pass auf!"
Doch Flow winkte ab: "Beo war nicht verrückt geworden und er wollte mir auch nichts tun. Tatsächlich hat er den Sturmreiter angeknurrt, der hinter mir stand. Und dann hat mich Beo durch einen Sprung gegen meine Brust vor dem Blitz gerettet."
Anna und Ehcard schauten den Wolf ehrfürchtig an.
"Es tut uns leid, dass wir Böses von dir dachten", sagte Anna.
Einen solchen Freund würde sie auch gern haben wollen.
Nach einem Moment der Freude sagte Flow mit gesenkter Stimme: "Der Sturmreiter hat den Hammer des Retüh der Eflöw. Ich muss ihm nach und den Hammer zurückholen, sonst ist das Rudel verloren."


Die Verfolgungsjagd

"Der Wind geht nach Norden!", stellte Ehcard fest. "Wir müssen wieder nach Nemitz. Dorthin wird der Wind den Sturmreiter treiben!"
Anna, Flow und Ehcard liefen zurück zur Wegeeinmündung, dann nach rechts, auf den Weg, der nach Nemitz führt.
"Wir nehmen den nächsten Weg, der wieder nach rechts führt!", rief Flow. "Dort über den Wipfeln ist der Sturmreiter! Beo zeigt mir den Ort."
Als die Freunde den geschwungenen Weg entlang kamen und den Berg hinaufliefen, sahen sie die Wölfe am Boden. Sie ließen den Gesichtslosen nicht runter. Der Wind war zu schwach, um ihn zu tragen. Deswegen konnte er nicht wegfliegen.
Als die Freunde näher kamen, sahen sie schon die Blitze zucken. Der Sturmreiter wirbelte mit dem Hammer umher und ließ sie ohne Ziel aus dem Hammer flitzen. Hauptsächlich traf er die Bäume. Aber die Wölfe mussten trotzdem aufpassen.
"Sie können nichts gegen ihn ausrichten.", sagte Ehcard, "sie kommen nicht an ihn ran. Wenn ich nur den Drachenstein bei mir hätte! Dann würde ich Tatzel herbeirufen!"
"Du spinnst!", entgegnete Flow, "Der Drache hat Dich schon einmal angegriffen. Am Ende verbrennt er uns alle!"
Ehcard schob sich an Anna und Flow vorbei. Er hob seine Arme und streckte sie zum Himmel empor. Sie konnten die Worte nicht hören, die er leise sprach. Anna und Flow staunten, als sie sahen, wie der Mond jetzt zwischen seinen Händen hindurchleuchtete. Es sah so aus, als würde er den Mond mit seinen Händen halten.
Dann erkannten sie einen Schatten im Mondlicht heranfliegen.
Der Sturmreiter hatte die drei Freunde längst gesehen und sich zu ihnen umgedreht. Er hob den Hammer und zielte damit auf sie.
Flow und Anna sprangen zur Seite. Nur Ehcard blieb stehen und sprach unbeirrt seine Worte.
Als der Sturmreiter gerade einen Blitz auf sie werfen wollte, erklang Tatzels Drachenruf. Ohne seinen Flug abzubremsen, flog er eine Kurve und steuerte direkt auf den Gesichtslosen zu. Die Flügel weit ausgebreitet segelte er unbeirrt auf sein Ziel zu. Seine Klauen streckte er nach vorn, zum Zupacken bereit.
Erst im letzten Moment bemerkte der Sturmreiter den Drachen. Vor Schreck und voller Angst hielt er seine Arme über seinen Kopf und versuchte sich zu ducken.
Doch der Drache packte ihn an den Armen, brüllte und mit kräftigen Flügelschlägen zerrte er den Gesichtslosen aus der Baumkrone und flog mit ihm davon.
Die Wölfe bellten dem Drachen freudig hinterher.
Ehcard und Anna blickten dem Tier noch nach.
Flow stürzte voran. Er hatte beobachtet, dass der Sturmreiter den Hammer des Retüh der Eflow fallen ließ, als Tatzel zugriff. Er kroch jetzt auf Händen und Knien über den Waldboden und tastete wild umher. Hin und wieder fluchte er. Anna drehte sich zu Flow.
"Tut mir Leid, was Du suchst, liegt jetzt bestimmt irgendwo zwischen den Kiefernadeln und dem Moos. Und die Wölfe haben den Waldboden furchtbar aufgewühlt."
Flow stand auf. Verzweifelt winkte er ab: "Ich habe versagt.", murmelte er.
"Wir werden den Hammer finden, nur später. Mach dir keine Sorgen.", tröstete Anna ihn.
Ehcard wurde allerdings ungeduldig. "Flow, Anna, ich muss dem Drachen folgen!", rief er und rannte los.
Die beiden schauten sich kurz an und liefen hinterher.
Beo holte sie schnell ein und die Wölfe überholten sie rechts und links weit verstreut durch den Wald. Ihr Bellen klang, als würden sie Beute vor sich hertreiben. Nach einer Weile konnten sie die Wölfe nicht mehr sehen. Sie waren in der Dunkelheit verschwunden. Langsam aber stetig wurden die Wolfsrufe leiser.


Unter Wölfen

Beo ließ sich von seiner Nase führen. Er folgte der Geruchsspur des Drachen, der den Sturmreiter davontrug.
Tatzel war der Sturmreiter zu schwer geworden und sank immer tiefer. Kurz vor dem Eingang zu den Höhlen der Unnererdschen musste er schließlich landen. Tatzel konnte nicht auf den Füßen landen. Mit denen hielt er schließlich den Sturmreiter. Als er kurz über dem Boden war, ließ er seinen Fluggast mit einer Pranke los. Der Sturmreiter schliff nun über die Erde. Er jammerte. Als Tatzel schließlich auf nur einem Bein landen wollte, kam er ins Trudeln, verlor das Gleichgewicht und überschlug sich. Den Sturmreiter ließ er vor Schreck los. Der wurde durch die Luft geschleudert und landete dann weich auf einer Moosfläche.
Tatzel musste erst zu sich kommen und wenigstens ein paar Sekunden ausruhen.
Diese Zeit nutze der gesichtslose Sturmreiter. Er stand auf und lief los.
Als der Drache die Flucht des Mannes bemerkte, war es zu spät.
Der Mann lief durch den Wald. Dorthin konnte er ihm nicht folgen. Auf seinen Pranken war er zu langsam und er könnte seine Flügel an den hervorstehenden Ästen verletzen. Wütend und verzweifelt brüllte er hinter dem Flüchtenden her, der in die Richtung lief, in der die Höhlen der Unnererdschen lagen. Jetzt hatte er mit seiner Bruchlandung vielleicht die Kinder des Waldes verraten. Das hätte ihm nicht passieren dürfen. Wenn der Sturmreiter jetzt in die Höhlen der Unnererdschen findet und hineinklettert, dann …

Den Gedanken konnte Tatzel nicht zu Ende denken. In dem Moment stürmte das Wolfrudel aus dem Wald, sprang über den Drachen hinweg und rannte dem Sturmreiter hinterher. Allen voran Beo.
Konnte das die Rettung des Dorfs der Waldkinder sein?
Beo sprang den Sturmreiter von hinten an. Mit einem kräftigen Sprung stieß er ihn nach vorn, so dass der Mann vorwärts zu Boden stürzte. Die Wölfe kamen sofort wild knurrend in seine Richtung. Der Gesichtslose rappelte sich mühselig auf. Er schien sich verletzt zu haben und stöhnte bei jeder Bewegung. Seinen rechten Arm stützte er mit der linken Hand. Sorgenvoll blickte er auf die knurrenden Wölfe. Sie ließen ihn nicht aus den Augen.
Beo ging auf den Sturmreiter zu. Aufmerksam beobachteten er jede Bewegung ihres Gegners. Immer, wenn der Mann sich bewegte, kamen die Wölfe ihm ein Stück näher. "Nein, nicht, ich muss mich nur anders hinsetzen", jammerte er sie an, rutschte rückwärts zu einem Baum und lehnte sich erschöpft an.
Beo ging ein Stück um ihn herum und stand über seinen Beinen. Dabei steckte er dem Schwarzen seine Schnauze entgegen. Hätte der eine Nase, dann würde Beos Nase sie fast berühren.


Die drei Freunde

Flow, Ehcard und Anna waren noch weit weg.
"Flow, weißt du wo Beo ist?", frage Ehcard.
"Der Sturmreiter ist direkt bei unserem Dorf! Beo hat ihn gleich.", antwortete sein Freund.
"Aber dort darf er ihn nicht stellen. Er könnte den Eingang zu den Höhlen sehen. Ich habe Verbindung zu Tatzel. Er fliegt über ihnen. Beo kann unser Zuhause bewachen. Tatzel jagt den Gesichtslosen und wir folgen ihm!", rief er.


Beo

Beo verstand sofort, was Flow von ihm wollte. Er ging ein Stück zurück. Und siehe da - der Sturmreiter nutze die Chance.
Er rollte sich zur Seite, sprang auf und lief los. Beo und die Wölfe bildeten eine Gasse und ließen den Schwarzen durch.
Der Sturmreiter wunderte sich, warum der große Wolf von ihm abgelassen hat. Irgendwie kam ihm das seltsam vor. Aber er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Und zum Glück hatte der Sturmreiter damit auch keine Gelegenheit, sich umzuschauen. Der Sturmreiter hatte sich gar nicht verletzt. Tatsächlich hatte er nur so getan, um Mitleid zu bekomme und wollte wohl von Anfang an die nächste Chance für eine flucht nutzen. Die Wölfe folgten ihm nun nicht mehr. Sie verteilten sich im Wald.
Beo blieb nahe bei dem Eingang zu den Höhlen. Das Wichtigste war jetzt der Schutz des Geheimnisses der Unnererdschen.


Tatzel

Tatzel kroch ein Stück weiter und suchte sich eine Stelle, an der er zwischen den Bäumen wieder abfliegen konnte, ohne sich mit seinen Flügeln in den Ästen zu verfangen. Nach dem, was er heute erlebt hatte, tat ihm alles weh.
Der Sturmreiter hatte ihn aus seinem hundertjährigen Schlaf geweckt. Er hatte sich herangeschlichen und mit dem Hammer des Retüh der Eflöw einen Blitz auf ihn geworfen. Der Mann hatte Ehcards Drachenstein haben wollen. Dazu wollte er Tatzel aus der Höhle treiben und auf die Menschen und die Unnererdschen hetzen. Er dachte wohl, dass Ehcard ihm den Drachenstein aus Angst übergeben würde. Aber der Gesichtslose hatte nicht damit gerechnet, dass der Drache sich trauen würde, gegen ihn zu kämpfen. Schnell war Tatzel dem Sturmreiter gefolgt und hatte versucht, ihn aufzuhalten. Es war zu einem Kampf gekommen. Einige Blitze trafen ihn, die meisten jedoch zuckten an ihm vorbei. Tatzel war furchtbar wütend und vielleicht auch noch nicht richtig wach gewesen. Als er versucht hatte, den Sturmreiter mit seiner Flamme aufzuhalten, hatte er aus Versehen den Wald in Brand gesetzt. Leider war es ihm nicht gelungen, den Gesichtslosen zu stoppen. Als er dann Ehcard vor dem Dorf erblickt hatte, wollte er ihn dort wegbringen. Der Sturmreiter wollte den Jungen fangen. Also hatte Tatzel beschlossen, ihn zu greifen und fortzutragen. Was dann passierte, weißt du ja schon.
Ehcard musste Tatzel völlig falsch verstanden haben. Aber jetzt konnte er alles wieder gut machen. Dafür musste er nur den Gesichtslosen greifen. Also los!
Mit kräftigen Flügelschlägen hob er ab und flog kunstvoll zwischen den Bäumen in den Sternenhimmel.
Aus der Luft würde er den Flüchtenden und die Wolfsmeute bestimmt sehen können.
Auf seiner überhasteten Flucht lief der Sturmreiter an dem Eingang zu den Höhlen der Kleinen Leute vorbei. Kein Wunder, Beo war schon direkt hinter ihm gewesen.


Die drei Freunde

Die drei Freunde liefen und liefen.
Keiner wusste genau, wohin die Verfolgungsjagd sie bringen würde. Sie überquerten mehrere Wege und nach ein paar Kilometern Hetzjagd durch den Wald kamen sie an eine Wiese. Ihre Kleidung war von den Dornen und Zweigen, durch die sie gelaufen waren, aufgeschlitzt und zerrissen. Ihre Gesichter sahen blutverschmiert aus.
Anna strich sich das durchgeschwitzte Haar aus dem blutigen Gesicht. Dann zeigte sie auf etwas am anderen Ende der Wiese. Dort hockte etwas Dunkles.
Der Drache stand mit seiner Front zu ihnen an einem Platz. Seine Flügel hatte er wie ein Zelt ausgebreitet. Abwechselnd reckte er seinen Kopf brüllend nach oben und senkte ihn wieder, um unter seine Flügel zu schauen. Das wiederholte er immer wieder.
Aus dem Dorf kamen Menschen und Unnererdsche den Sandweg entlang gelaufen. Am Dorfplatz waren sie nach links gegangen und dem Weg gefolgt, der in die Straße mündet, die von Trebel nach Gartow führt. Zuerst würden sie an einem Wald vorbeikommen, der rechts wächst und durch einen breiten Grasstreifen vom Weg getrennt ist. Am Ende des Waldes beginnt eine große Wiese, die sich rechts des Weges erstreckt. Geradeaus, wo am Ende der Wiese ein Weg nach rechts in den nächsten Wald führt, hockte gegenüber der Einmündung der Drache.
Im Dorf hatten alle den Drachen brüllen gehört. Als Ehcard die Rufe der herbeilaufenden Leute hörte, wurde er unruhig.
"Freunde, wir müssen vor den anderen bei Tatzel sein. Ich fürchte, sie werden ihm etwas antun, weil sie keine Ahnung haben, um was es hier geht!", rief er. Dann rannte er los.
Unterwegs sah er sich mehrmals um, um sicher zu sein, dass er vor den Dorfbewohnern ankommen würde. Hoffentlich würde er noch genug Zeit haben, um die Sache selbst zu klären.
Flow und Anna liefen hinter Ehcard her.
Als sie näher kamen, bemerkten sie, dass der Sturmreiter unter Tatzels Flügeln lag.
Er lebte. Tatzel hielt ihn mit einer Pranke fest, die er auf seine Brust gestellt hatte.
Immer, wenn der Sturmreiter versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, um aufzustehen, senkte der Drache seinen Kopf, ließ seine Augen glühen und zeigt seinem Gegner seine scharfen Zähne.
Bevor Ehcard Tatzel erreichte, verlangsamte er sein Tempo und blieb in einiger Entfernung stehen.
Der Drache erkannte Ehcard sofort.
Anna und Flow trauten ihren Augen nicht. Tatzel verneigte sich vor Ehcard und gab ein leises, freundlich klingendes Schnauben von sich.
Als Ehcard an den Drachen herantrat und seine Hand nach ihm ausstreckte, reckte sich Tatzel zu ihm und legte den Kopf gegen seinen Bauch.
Ehcard hatte noch nie einen Drachen gekrault. Trotzdem schien es Tatzel zu gefallen.
Nun war aber keine Zeit mehr zum Schmusen. Bevor die anderen eintreffen würden, musste er die Sache beenden.
Was sollte mit dem Sturmreiter geschehen?
Was würden die Menschen und die Unnererdschen bei dem Anblick des Drachen tun?
War er vor ihnen sicher?
Und überhaupt, wie wird ein Sturmreiter unschädlich gemacht?
Eine Weile stand er nachdenklich da.
Dann ließ Tatzel den Sturmreiter los.
Der rappelte sich auf und versuchte nach hinten wegzulaufen. Der Drache blieb ruhig stehen und ohne sich umzudrehen schlug er mit seinem Schwanz einmal gezielt zu. Zielsicher traf er den Mann, der nach vorn bis vor die Füße der drei Freunde geschleudert wurde. Er blieb auf dem Rücken liegen, hielt seine Hände schützend über sich und bettelte um Gnade.
Ehcard und Flow sahen sich hilflos an.
Dann trat Anna hervor. Sie hielt einen Birkenzweig in der Hand, riss einige Blätter ab, zerrieb sie zwischen ihren Händen und ließ den austretenden Saft auf den Sturmreiter tropfen. Dabei sprach sie leise Worte in der alten, längst vergessenen Sprache der Unnererdschen.
Einige Tropfen fielen in die Kapuze. Der Sturmreiter klagte kurz. Dann rollte er sich zusammen und streckte die Arme wie Flügel von sich. Das Klagen wurde zu einem Krächzen. Der weite, schwarze Mantel sah plötzlich leer aus und Rauch stieg aus den Öffnungen auf.
Flow und Ehcard schauten mit aufgerissenen Augen und offenen Mündern zu, als eine Krähe aus dem Mantel hervorkroch und schimpfend wegflog.
Bevor sie in der Dunkelheit verschwand, konnten sie noch erkennen, dass sie eine weiße Schwanzfeder hatte.
Inzwischen waren die Dorfbewohner eingetroffen.
Sie schauten staunend auf den Drachen und die drei Freunde.
Plötzlich rief jemand: "Drakon, Drakon!" Und die übrigen Menschen jubelten und klatschten. Anna konnte es kaum glauben und erklärte dann: "Früher glaubten die Wendländer an den Drakon, einen kleinen Drachen. Sie waren froh, wenn ein Drakon durch ein Eulenloch in ihr Haus flog und unter ihrem Dach wohnte. Der Drakon schütze das Haus, das Vieh und alle Menschen die darin wohnten. Ich wusste gar nicht, dass die Menschen den Drakon noch kennen".


Retüh der Nehcard

Ehcard, hatte sich schützend vor Tatzel gestellt und schon einen wütenden Angriff auf seinen Drachen erwartet. Aber nun entspannte er sich.
Inzwischen hatte Flow Beo und das Rudel zu sich gerufen. In der Freude, einen Drachen zu sehen, hatten die Nemitzer erst nicht bemerkt, dass Flow jetzt nicht mehr allein war. Die Raubiere waren im Schutz der Dunkelheit herangeschlichen und versammelten sich um ihren Retüh Flow.
Dann wehte der Wind die Wolken fort, die den Mond verdeckt hatten. Als das silberne Mondlicht die Nemitzer Heide erhellte, standen sie da, Anna, Ehcard mit Tatzel und Flow mit Beo. Drumherum hatten sich die Wölfe aus dem Rudel versammelt.
Die Nemitzer und die Unnererdschen waren plötzlich still.
Einige bekamen es mit der Angst zu tun.
Flow sprach beruhigend zu ihnen: "Sie tun uns nichts. Auch die Wölfe sind unsere Freunde."
"Was ist überhaupt passiert?", fragte schließlich jemand.
"Ja, worum geht es hier überhaupt?"
Einer schrie: "Der Drache hat den Waldbrand entfacht!"
"Jagd den Drachen fort!", forderte ein anderer.

Tatzel machte sich klein, faltete seine Flügel zusammen und kroch hinter seinen Meister.
Ehcard hob die Hand. Als wieder alle still waren und ihm zuhörten, erzählte er die Geschichte von Anfang an.
Einen Teil verschwieg er jedoch. Er hat nicht verraten, dass Anna, Flow und er Auserwählte waren und er sagte nichts von den magischen Gegenständen.
Die Leute begannen wieder wild durcheinander zu reden.
Einige waren froh und meinten, dass die drei Freunde, die Wölfe und der Drache sie gerettet hatten.
Der Bürgermeister trat nach vorn und sprach: "Leute, ich dachte auch, dass die zwei hier", dabei zeigte er auf Ehcard und Flow, "den Wald in Brand gesteckt hätten. Dafür entschuldige ich mich. In Wirklichkeit haben sie und das Mädchen uns gerettet und vom Sturmreiter befreit. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn er gesiegt hätte. Jetzt sind wir für alle Zeit vom Sturmreiter befreit!"
Die Leute schwiegen für eine kurze Zeit, dann erhoben sich einzelne Stimmen und dann begannen alle zu jubeln.
Menschen und Unnererdsche freuten sich gleichermaßen. Sie nahmen sich alle gegenseitig in die Arme und hüpften vor Freude umher.
Schließlich beschlossen sie, auf dem Dorfplatz ein Fest zu feiern, bis die Sonne aufgeht.
Und Tatzel, Beo und die Wölfe sollten auch dabei sein.
Alle bildeten einen Festzug. Die drei Freunde gingen mit dem Bürgermeister voran. Unnererdsche und Menschen folgten ihnen. Beo und die Wölfe liefen nebenher.
Tatzel hatte sich in die Lüfte geschwungen, den Festzug überholt und flog jetzt einen großen Kreis über Nemitz.
Schnell waren Feuer entzündet. Jede Familie holte, Speisen und Getränke. Schließlich saßen sie gemütlich zusammen, aßen, tranken und hatten sich viel zu erzählen.
Auch Beo, die Wölfe und Tatzel bekamen große Portionen ab.

Unnererdsche und Menschen hatten sich endlich, nach vielen, vielen Jahren wieder versöhnt.
Anna, Flow und Ehcard waren Freunde für ihr ganzes Leben geworden.
Nemitz und die Höhlen der Unnererdschen waren vor allen Gefahren geschützt. Dafür sorgten Ehcard mit Tatzel und Flow mit Beo.
Anna sorgte für die Gesundheit der Unnererdschen und den Menschen in Nemitz und manchmal auch für das Vieh.
Anna war oft in Nemitz.
Sie kannte dort jeden Menschen und alle Menschen kannten sie.
Die Menschen ließen die Unnererdschen zufrieden.
Keiner näherte sich ihren Höhlen.
Alle lebten zufrieden und waren glücklich für alle Tage.



Stell Dir vor, Du wärst Onno!

Annas Geheimnis


Hallo Onno!

Sicher fragst Du dich, wo dieses Buch herkommt.
Wer hat die Geschichte der drei Freunde aufgeschrieben?
Warum wurde sie aufgeschrieben?

Ich bin Anna.

Ich habe die Geschichte aufgeschrieben und das Buch für Dich zusammengestellt.
Aber mit dem Ende der Geschichte ist unser Abenteuer noch nicht vorbei.
Wir, die drei Freunde, die Menschen und die Unnererdschen waren damals so zufrieden mit allem, dass wir uns keine Gedanken gemacht haben. Das war ein Fehler.
Wenn du die Geschichte gelesen hast, wirst Du dich doch sicher fragen, was aus der Krähe geworden ist.
Wo sind Tatzel und Beo geblieben?
Das wichtigste ist aber noch etwas anderes.
Wo sind der Stein des Retüh der Nehcard und der Hammer des Retüh der Eflow?
Ist der Sturmreiter, der damals zu einer Krähe verwandelt wurde, jetzt eigentlich für immer ungefährlich?
Du merkst schon, das Ende ist noch offen. Die Geschichte muss unbedingt geschlossen werden.

Nun, leider kann ich es nicht alleine schaffen.
Ich brauche einen Verbündeten! Ich brauche Dich! Denn Du bist ein "Retter", so wie ich einer bin.
Du erinnerst Dich doch sicher an die Namen der beiden Unnererdschen und ihre Bestimmungen. Und Du erinnerst Dich bestimmt an die Worte in der Einleitung, sonst lies sie noch einmal.

Unser Geheimnis liegt in unseren Namen: Ehcard, Flow und Anna.

Und nun bist Du da, Onno.
Auch Du hast eine Bestimmung, die in Deinem Namen versteckt ist.
Onno, Du und ich sind miteinander verbunden.
Meine Bestimmung ist auch Deine Bestimmung.
Zusammen können wir für ein gutes Ende der Geschichte sorgen. Wir beide können Nemitz und die Unnererdschen retten.
Das erste Rätsel liegt in unseren Namen und unseren Bestimmungen.
Unsere Namen sind die Verbindung zwischen uns. Heute und Gestern, vorwärts und rückwärts, von vorne und von hinten.


Bist Du bereit?

Ich wusste nicht, wann Du hier auftauchst. Deswegen habe ich die Geschichte aufgeschrieben.
Und dann musste das Buch ja auch noch zu Dir finden. Alles was Du brauchst, erfährst du darin.
Den Weg zur Lösung habe ich in Hinweisen und Rätseln versteckt.

Aber Achtung!
Bewahre das Buch gut! Wenn es in die falschen Hände gelangt, dann könnte es zu einem bösen Ende kommen.
Du solltest wissen, dass wir auf der Suche nach dem Ziel nicht allein sind. Unsere Gegner warten nur auf ihre Chance. Nicht nur die Krähe wird Dich beobachten. Wenn Du nicht aufpasst, besteht wieder Gefahr für Nemitz und die Unnererdschen. Du weißt ja, was der Sturmreiter eigentlich vorhatte. Hüte unsere Mission als unser Geheimnis!

Als Schutz habe ich den Lösungsweg in einer Reihe von Rätseln versteckt.
Du musst Plätze finden und Aufgaben lösen, um ans Ziel zu gelangen.
Nur zusammen ergibt alles einen Sinn.
Das ist der Plan.

Das Abenteuer beginnt jetz!
Ich habe eine Spur für Dich gelegt, der Du folgen musst.

Frag Deine Eltern um Erlaubnis, bevor Du die Dorfinsel verlässt! Am besten ist es, wenn Du nicht allein unterwegs bist.